Die stummen Töne der binauralen Beats
- Antonia Braditsch
- 23. Feb.
- 3 Min. Lesezeit

In unserem Alltagsbewusstsein sind die Allermeisten von uns vor allem auf die linke Gehirnhälfte konditioniert, um logisch denkend zu verstehen und unser Leben dadurch zu erleichtern. Die wenigsten Menschen verwenden in ihrem Alltag die rechte Hemisphäre, wo intuitives Erleben stattfindet oder außersinnliche Wahrnehmungen verarbeitet werden.
Die Synchronisierung der beiden Gehirnhälften, in deren Mitte übrigens die Zirbeldrüse liegt, ermöglicht uns, Logik & Verstand und Intuition & Kreativität miteinander zu verbinden.
Um die beiden Gehirnhälften zu synchronisieren, können binaurale Beats verwendet werden. Ihr Effekt kombiniert das menschliche Gehör und die Gehirnfunktionen und kann helfen, verschiedene Bewusstseinszustände in wenigen Minuten zu erreichen, indem es das Gehirn in einen entspannten Zustand versetzt, ähnlich einer Tiefenentspannung oder leichten bis mittleren Trance.
Als Entdecker der binauralen Beats gilt der deutsche Physiker Heinrich Wilhelm Dove (1803 – 1879). Er fand heraus, dass „Schläge“ (Beats) zu hören sind, wenn dem linken und rechten Ohr getrennt, aber simultan, zwei leicht unterschiedliche Töne zugeführt werden. Er verortete dieses Phänomen im auditorischen System, da keine äußerlich hörbare akustische Vermischung vorlag, und vermutete, dass sie in dem Teil des Gehirns entstehen, der für das stereophone (binaurale) Hören zuständig ist.
Interessanterweise hat man während des Zweiten Weltkriegs herausgefunden, dass die Kampfpiloten, auch wenn sei wussten, dass sie vom Einsatz vielleicht nicht mehr zurückkommen würden, nach dem Start sehr entspannt waren. Wenn sie heil zurückgekommen waren, berichteten sie, dass es ihnen „in der Luft sehr gut ging“. Erklärt wird dies durch die unterschiedlichen Frequenzen der Motoren an beiden Seiten des Flugzeuges. Diese erzeugten im Gehirn die Irritation eines „stillen Tones“, der auditiv nicht wahrnehmbar war.
In den 1970er Jahren gründete Robert Monroe (1915 – 1995) das Monroe Institute in Virginia, USA, dessen Ziel es war, die Wechselwirkungen zwischen Klang, Gehirn und Bewusstseinszuständen zu untersuchen. Er wurde bekannt für seine bahnbrechenden Arbeiten zu binauralen Beats und deren Auswirkungen auf das menschliche Bewusstsein.
In seinen Experimenten führte er dem linken bzw. dem rechten Ohr nicht nur jeweils eine Frequenz zu, die diesen „stummen Ton“ erzeugt, sondern er verwendete für jedes Ohr bis zu fünf verschiedenen Frequenzen. Aus dieser Stimulierung der beiden Gehirnhälften entstand nicht nur ein Ton, sondern mehrere, die wiederum miteinander agierten und zu einer „stummen Symphonie“ wurden.
Basierend auf der Erkenntnis, dass bei Probanden, die Ähnliches erfuhren (z.B. Jenseitserfahrungen) auch sehr ähnliche Gehirnwellenmuster auftraten, die in den individuellen EEGs gemessen wurden, entwickelte er in 40jähriger Forschung eine spezielle Audio-Technologie, die er Hemi-Sync nannte (kurz für Hemispheric Synchronization).
Dadurch war es ihm möglich, einzelnen Bewusstseinszuständen die zugrunde liegenden Gehirnströme zuzuordnen und in wenigen Minuten das jeweilige Gehirnwellenmuster zu erzeugen, um bestimmte Wahrnehmungen zu ermöglichen.
Die bekanntesten Gehirn-Frequenzen, die verschiedene physiologische und psychologische Effekte im Gehirn hervorrufen, sind in folgende Kategorien unterteilt:
Delta-Wellen (0,5 - 4 Hz) – verbunden mit tiefem, traumlosem Schlaf und Heilungsprozessen
Theta-Wellen (4 - 8 Hz) – fördern tiefe Entspannung, Kreativität, Intuition und meditative Zustände
Alpha-Wellen (8 - 14 Hz) – stehen im Zusammenhang mit Entspannung, leichtem Schlaf und Harmonie
Beta-Wellen (14 – 30 HZ) – herrschen in unserem Tagesbewusstsein für zielgenaue Aufmerksamkeit und analytisches Denken
Mittlere Beta-Wellen (15 - 21 Hz) – unterstützen Wachsamkeit, Konzentration und kognitive Funktionen
Gamma-Wellen (über 30 Hz – 250+) – verknüpft mit hohem Bewusstsein, kognitiven Prozessen, transzendenten Erfahrungen, „mystischer Einheit“ und PSI-Erlebnissen
Binaurale Beats werden oft in der Meditation, zum Stressabbau, zur Unterstützung beim Lernen und sogar zur Förderung des Schlafs eingesetzt. Indem Nutzer Töne mit unterschiedlichen Frequenzen hören und gezielt die gewünschte Gehirnfrequenz aktivieren, können sie in kurzer Zeit präzise in Zustände wie Entspannung, Meditation oder erweiterte Bewusstseinszustände gelangen.
Unser Gehirn ist so intelligent, dass es sich an die Frequenzen erinnert, auch wenn sie nur ein einziges Mal als mp3 o.ä. gehört wurden. Wir können diesen Zustand verankern, um später – ohne Hilfe dieser Frequenzen – nur mehr mit reiner Absicht und dem vorher gelegten Anker – in Wahrnehmungsbereiche eintauchen, die weit über die physische Realität hinausgehen.
Diese Frequenztechnologie ist jedoch nur eine unterstützende Maßnahme. Sie hilft uns ein Stück auf unserem spirituellen Weg weiter – vielleicht schneller, als man das auf herkömmliche Weise durch Meditation und Metaphysik schafft. Sie sollte aber zu keiner mentalen Routine werden. Die transzendenten Erfahrungen müssen nämlich dann erst integriert werden, damit jeder Mensch am Ende zu seiner eigenen Wahrheit findet.
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