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AutorenbildAntonia Braditsch

Von der Heilkraft der Stille


Wir leben in einer Welt voller Lärm. Wenn wir den Verkehrslärm auf der Straße oder die Musikberieselung im Kaufhaus hinter uns lassen, sind es viele Menschen mittlerweile gewohnt, zuhause den Fernseher oder das Radio laufen zu lassen, ohne dass sie dies bewusst wahrnehmen. Inzwischen gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, wonach Menschen derartige Geräusche der Stille vorziehen.


Für Akustiker ist Stille Schall, der nicht mehr hörbar ist – 0 Dezibel. Die Schall-Energie ist zu gering, um vom menschlichen Ohr wahrgenommen zu werden, auch wenn er mit empfindlicheren Geräten durchaus noch messbar ist. Flüstern hat bereits eine Lautstärke von 30 Dezibel, vergleichbar mit dem eigenen Atemgeräusch oder dem Rascheln der Blätter.

 

Der Punkt, an dem die Stille in Hörbares übergeht, heißt Ruhehörschwelle. Dies kann für verschiedene Tonhöhen bzw. Frequenzen unterschiedlich sein, und verschiebt sich meist mit zunehmendem Alter (oder nach einem Lärmschaden): Das Ohr braucht dann eine größere Lautstärke, also mehr Dezibel, um etwas zu hören.

 

In der Forschung zu Schall und Lärm-Minderung wurde auch festgestellt, dass Stille, wie sie beispielsweise in speziellen Schallschutzräumen oder sogenannten Anechoic Chambers erlebt werden kann, bereits äußerst unangenehm für uns Menschen ist.

 

Schallschluckende, abgeschottete Umgebung in absoluter Stille, wie sie für Experimente in der Grundlagenforschung der Nanotechnologie (tief unter der Erde) verwendet werden, ist für uns Menschen über längere Zeit psychisch und physisch nicht erträglich.


Stille hat in unserer hektischen, lauten Welt eine tiefgreifende Bedeutung für das menschliche Wohlbefinden. Regelmäßige Momente der Stille fördern nicht nur die geistige Klarheit, sondern haben auch messbare positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit.


Eine interessante Untersuchung der Universitäten von Cambridge und Exeter hat gezeigt, dass bereits zwei Stunden Stille das Wachstum von neuronalen Stammzellen fördert, die wesentlich für die Gesundheit, Funktionsfähigkeit und Regeneration des Gehirns sind. Darüber hinaus helfen schon wenige Minuten Stille das Stresshormon Cortisol zu senken und den Blutdruck zu regulieren, was das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mindert.

 

Die Neurowissenschaften haben herausgefunden, dass Phasen der Stille das Gehirn in einen Zustand versetzen, der Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten fördert. Die Forschung deutet darauf hin, dass Stille das Gehirn für neue Informationen empfänglicher macht, indem es den Hippocampus, der für Lernen und Gedächtnis zuständig ist, aktiviert.


Stille fördert auch die Selbstreflexion und Achtsamkeit, was zu einer erhöhten emotionalen Widerstandsfähigkeit führt. Ergebnisse aus der Resilienzforschung belegen, dass Stille nicht nur zur mentalen Erholung, sondern auch auf neurologischer und physiologischer Ebene heilsam wirkt.


Studien zu den psychologischen Auswirkungen von Stille zeigen, dass Stille sich positiv auf das Wohlbefinden auswirkt. Regelmäßige Zeiten der Stille und Meditation können nachweislich zu einer Reduzierung von Stress, Angst und Depression führen.


Die äußere Stille ist die erste und unbedingte Voraussetzung, um innere Stille hören zu können. Wenn wir die aufkommenden Alltagsgedanken vorbeiziehen lassen und uns auf die wunderbare Ereignislosigkeit einlassen, wird bereits eine tägliche Viertelstunde Stille-genießen das persönliche Wohlempfinden grundlegend verändern.

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