Wissenschaftler haben entdeckt, dass der menschliche Körper einer Symphonie gleicht. Jede menschliche Zelle gibt einen speziellen Ton von sich, wobei sich gesunde Zellen mit ihren harmonischen Tönen an dieser „Symphonie“ beteiligen und kranke Zellen mit disharmonischen, schrillen und krächzenden Tönen störend wirken. Damit wird die uralte Lehre aus den Schriften der indischen Veden, die als Wiege aller Religionen und Philosophien betrachtet werden, bestätigt: Harmonie fördert Gesundheit und Disharmonie verursacht Krankheit.
Die Stimme ist so einzigartig, wie der Fingerabdruck oder die Iriszeichnung der Augen. Nicht umsonst kommt der Begriff Person von „per-sonare“, was so viel wie „hindurch-klingen“ heißt (siehe Blog „Von Affektlauten zur Sprache“). Demnach hat auch jeder Mensch seinen individuellen Grundton bzw. seine eigene Klangenergie und sendet eine bestimmte individuelle Frequenz aus. Diese ist zwar nicht hörbar, aber wir empfinden sie. Auch jeder Stein, jedes Tier, jede Pflanze, jedes Insekt hat ihren individuellen Klang. Und unsere Vorliebe für einen bestimmten Stein oder eine spezielle Pflanze basiert auf dessen besonderer Schwingungsenergie. Auch die spontane Sympathie oder Antipathie zu einem Menschen, mit dem man nicht einmal ein Wort gewechselt hat, gründet – natürlich neben anderen Faktoren – auch auf diesem Wissen.
Der indische Naturwissenschaftler und Musiker Vemu Mukunda (1929 – 2000) stellte sein ganzes Leben in die Erforschung des NadaBrahma-Wissens (Nada = Klang, Brahma = Gott/Universum). Er entdeckte, dass jeder Mensch einen individuellen Grundton besitzt. Dieser gibt Aufschluss über Charakter, Eigenschaften, Fähigkeiten, Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen, Probleme, Sorgen, Ängste, Widerstände usw. Dieser Grundton und seine Nebentöne können über die Sprechstimme festgestellt werden.
Nach dem Harmoniegesetz passen manche Klänge (= manche Menschen) sehr gut zueinander, manche weniger gut und manche gar nicht. Neutral finden wir Menschen, mit denen unser Grundton weder harmoniert noch disharmoniert. Wenn wir nach einem kurzen Gespräch meinen, „Na, die Person ist ja gar nicht so schlimm!“, dann deshalb, weil wir die Gabe haben, unsere Grundtöne einen halben Ton nach oben bzw. nach unten anzugleichen.
Diese Anpassung erfolgt nach 5 bis 10 Minuten automatisch, sofern man sie nicht unterdrückt und auf seinem ersten Eindruck (oder früheren Vorurteilen) besteht. Diese Anpassung gilt aber nur für das jeweilige Gespräch. Begegnet man dieser Person nach einiger Zeit wieder, geht das Spiel von vorne los. (Diesen Effekt kennt man u.a. auch von Klangschalen, die sich nach einiger Zeit „zusammenspielen“, d.h. ihre Frequenzen – bis zu einem gewissen Grad – aneinander angleichen, bis ein harmonisches Obertongefüge entstanden ist.)
Jede Begegnung mit anderen Menschen beeinflusst unsere Sprechstimme und damit unseren emotionalen Zustand. Das ist auch der Grund, warum wir uns nach einem „neutralen“ Gespräch wirklich gut, undifferenziert oder sehr schlecht fühlen können. Auch wenn eine Person zu einem bislang „guten“ Gespräch dazukommt, kann die Stimmung – im wahrsten Sinne des Wortes – getrübt werden, weil der Klang der neuen Person die bisherige Harmonie mit einem disharmonischen Ton stört. In der Praxis löst sich diese Disharmonie nach einigen Minuten auf, weil die dazugekommene Person ihren Grundton an den der Gruppe anpasst. Das alles geschieht natürlich unbewusst.
Der Grundton und seine Nebentöne können in der Sprechstimme festgestellt und – falls notwendig – trainiert werden. Jegliche „Störungen“ resultieren meist aus alten emotionalen Eindrücken und Verletzungen. Der Grundstein für negative „Einflusstöne“ wird meist schon in der Kindheit gelegt. Klassische Beispiele dafür sind: Angst nicht zu entsprechen, Minderwertigkeitsgefühle, Schuldgefühle, Unterdrückung der Gefühle, Aufbau eines Schutzpanzers, emotionale Abkapselung u.Ä., die bei jeder ähnlichen Situation im alltäglichen Leben wieder aufflammen. Ist der eigene Grundton mit all seinen Nebentönen voll und harmonisch ausgeprägt, ist man in seiner Mitte und lebt seine Hauptveranlagung – das, was einem in die Wiege gelegt wurde – aus. (Im Rahmen der Workshop-Serie Magie der Stimme (ab Oktober 2022) werden wir uns auch ausgiebig mit dem individuellen Grundton befassen.)
Wenn alles im Leben gut läuft, wird man von eventuellen Störungen nichts bemerken. Aber sobald Probleme auftauchen, wird auch die Störung aktiviert, die Person beginnt zu leiden, weil sie sich von ihrem wahren Sein entfernt hat. Über ein Stimmtraining kann der Körper wieder in seine natürliche Schwingung gebracht und individuelle Harmonie wieder herstellen werden, was positive Wirkung auf innere Zufriedenheit, Glück, Lebensfreude, Vitalität und Gesundheit hat.
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