Die Schellen – Im Rhythmus der Leichtigkeit
- Antonia Braditsch
- 16. Feb.
- 2 Min. Lesezeit

Schellen sind kleine, perkussive Musikinstrumente, die beim Schütteln ihren typischen hellen Klang hervorbringen. Sie bestehen aus kleinen Metallobjekten, meist Glöckchen aus Bronze, die durch Schütteln Geräusche erzeugen.
Regional umgangssprachlich und in Österreich werden unter Schellen auch kleine Glocken mit Klöppel verstanden, wie sie etwa als Weideglocken am Hals von Tieren hängen oder als Requisiten und Lärminstrumente bei archaischen Umzügen dienen. Bei christlichen Prozessionen wird eine Tintinnabulum genannte Klöppelglocke getragen.
In der Liturgie der römisch-katholischen Kirche läuten Ministranten zu bestimmten Anlässen im Gottesdienst mit den Altarschellen, um bei der Messe die wichtigsten Augenblicke visuell und akustisch hervorzuheben: zur Wandlung und bei der Erteilung des sakramentalen Segens.
Vor vielen Jahren ging in ländlichen Gebieten bei einem Versehgang der Priester in Begleitung eines Ministranten in Chorkleidung zum Haus des Kranken. Der Ministrant trug ein Licht und eine kleine Schelle, um Entgegenkommende auf "die Gegenwart des Allerheiligsten" aufmerksam zu machen.
Im Mittelalter band sich das fahrende Volk, Gaukler, Spielleute, Barden, Krämer und Vaganten, aber auch Dirnen, Glöckchen um, damit man sie schon von Weitem hören konnte. Von Spielleuten wurden Schellenbänder, wie sie das Titelbild zeigt, um die Knöchel getragen und im Takt gestampft. Wurde jemand beim Stehlen erwischt, drohte diesem „Beutelschneider“ eine schlimme Strafe: er wurde zum Tragen eines Schellenbandes verurteilt, damit er sich nicht mehr anschleichen konnte.
In der Übergangszeit vom Mittelalter zur Renaissance kommt die klingende Zier auch bei Edelleuten in Mode. Als nämlich das Führen von klappernden Waffen in der Öffentlichkeit verboten wurde, trugen sie stattdessen faustgroße Schellen als Schmuck an Plattenpanzern oder Wehrgehängen, am Gürtel oder Schulterriemen zur Schau bzw. zum Gehör, um weiterhin Aufsehen zu erregen.
Das Schellenband ist als Musikinstrument auf der ganzen Welt bekannt, aber auch als Schmuck und Talisman. Eine keltische Legende erzählt, dass einem der Schutzengel durch das Klingeln der Schellen besser finden und damit vor Gefahren beschützen kann. Auf diesem keltischen Brauch kommt auch unser Schmuck der Engelrufer.
Seit jeher benutzen Schamanen aller Naturvölker Schellen und Rasseln bei ihren Ritualen. Soldaten befestigten Pendelrasseln am Pferdegeschirr oder an Schilden, um ihre Feinde in der Schlacht zu beeindrucken. Dieser übelabwehrende Lärm wurde auch in Amuletten getragen, etwa um den bösen Blick abzuwenden. In dieser Funktion wurden sie auch Haustieren, etwa Eseln, Rindern, Schafen und Hunden, umgehängt.
In Indien befestigen sich Tänzerinnen Schellen an den Knöcheln, deren verführerisches Klingeln den Rhythmus des Bauchtanzes betont und die sinnlichen Bewegungen der Hüften unterstreicht. Mit jedem schwungvollen Schritt und jeder geschmeidigen Drehung entfalten die Schellen ihren hypnotischen Klang und verstärken die Leidenschaft des Tanzes. Indischen Reisenden wird übrigens empfohlen, Schellen zum Schutz gegen Schlangen und Bären zu tragen.
Schellen haben seit jeher eine wichtige Rolle in Musik und Kultur gespielt. Schon in der Antike und im Mittelalter wurden sie verwendet, um religiöse Rituale und aufreizende Tänze zu begleiten. Ob als Schellenbaum bei Kinderliedern, scharfe Akzente in modernen Orchesterwerken oder als nicht wegzudenkender Bestandteil bei Weihnachtsliedern (Jingle bells) – ihr heller, lebendiger Ton schafft Stimmung und lädt zum Mitmachen ein. Ohne Schellen wäre die Musik nur halb so glitzernd!
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