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Richtig atmen, besser leben 


Wann immer wir unsere Aufmerksamkeit vom Atemgeschehen abziehen, sagt das Unterbewusste: „So, dann übernehme ich jetzt mal!“


Das Unterbewusste reagiert empfindlich auf den Atem bzw. das Atemmuster. Ist es ruhig, fühlt sich unser Unterbewusstsein in Sicherheit und wir sind entspannt. Atmen wir dagegen angstvoll oder panisch, versteht es, dass wir aktiv werden sollen, um uns auf mögliche Gefahren einzustellen.


Die Praxis der Atemarbeit ist schon Jahrtausende alt, aber die wissenschaftliche Entdeckung über den Zusammenhang zwischen Atmung und geistig-körperliche Gesundheit geht erst auf die Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs (1861 – 1865) zurück. In dessen Verlauf dokumentierte der Arzt Dr. Mendes Da Costa (1833 - 1900) erstmals Atemstörungen, die er bei 300 Soldaten genau beobachtete. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden diese Symptome als „Hyperventilations-Syndrom“ bezeichnet.


Das Atmen ermöglicht den Gasaustausch zwischen der Außenwelt und dem in unserem Körper zirkulierenden Blut. Beim Einatmen weiten sich die Lungenflügel und der Sauerstoff wird in die Hauptäste der Bronchien, in die feinen Bronchiolen und schließlich in die hundert Millionen Lungenbläschen weitertransportiert, um von dort aus über viele tausend Kilometer in das Netz der Blutgefäße im ganzen Körper verteilt zu werden.


Im unteren Teil der Lungenflügel stehen besonders viele kleine Lungenbläschen zur Verfügung, die den besten Gasaustausch garantieren. Aufgrund der Schwerkraft ist dort auch eine besonders große Menge an Blut vorhanden, wesentlich mehr als im mittleren oder oberen Teil der Lunge.


In jeder Zelle befinden sich Mitochondrien, die als „Kraftwerke der Zellen“ den Sauerstoff aufnehmen und daraus in Verbindung mit Glukose Zellenergie (= Adenosintriphosphat, ATP) erzeugen. Es entsteht Kohlendioxid (CO2), das für die Zellatmung unerlässlich ist.


Der Drang Luft zu holen, ergibt sich nicht aus „zu wenig Sauerstoff im Blut“, sondern sobald die Rezeptoren um Hirnstamm „zu viel an CO2“ feststellen. Sind wir kampf- oder fluchtbereit, nimmt der CO2-Gehalt im Blut zu und fordert uns auf, schneller zu atmen.


FRÜHER sind wir gelaufen oder haben gekämpft, um wieder Ausgleich herzustellen. JETZT atmen wir – aufgrund chronischer Stressbelastung – fast immer schneller als wir sollten! Dies sendet erneut Nachricht an das Unterbewusstsein, die Angstbereitschaft erhöht sich und der Teufelskreis ist eröffnet.


Bei der weit verbreiteten Störung der Hyperventilation oder „Überbelüftung“ atmen wir mehr CO2 aus, als es die aktuelle Situation erfordern würde. Auch die vermehrte Aufnahme von Zucker aus der Nahrung hebt die CO2-Sättigung im Blut und lässt uns stärker und schneller atmen. Mit der Zeit gewöhnen wir uns an eine geringere CO2-Sättigung und lösen somit wieder den Drang zu einer schnelleren Atmung aus, als nötig wäre. Dies kann zu Panikattacken oder sogar Ohnmacht führen.


Es entsteht eine Rückkoppelungsschleife mit dem Unterbewusstsein, das aus diesem erhöhten Atemmuster eine bedrohliche Stresssituation ableitet. Chronischer Stress erhöht wiederum die hormonelle Ausschüttung von Cortisol, welches mit der Zeit zu Entzündungen führt, das Immunsystem schwächt und den Blutdruck erhöht.


Aber Kohlendioxid (CO2) ist kein bloßes „Abfallprodukt“! Ohne es könnten wir nicht überleben. Wenn zu wenig CO2 im Blut ist, sind die roten Blutkörperchen nicht in der Lage, die Organe und Gewebe in unserem Körper mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Es weitet die Blutgefäße und sorgt für ein ungehemmtes Fließen des Blutes.


Das wurde vom dänischen Physiologen Christian Bohr (1855 – 1911) erstmals 1904 beschrieben. Wenn wir eine hohe Sättigung unseres Blutes mit CO2 tolerieren können, werden unsere Gewebe besser mit Sauerstoff versorgt, die Venen, Adern und Äderchen geweitet, um den roten Blutkörperchen die Arbeit zu erleichtern. Deswegen ist eine hohe CO2-Toleranz des Blutes von Vorteil.


Eine bewusste Atmung kann unser Wohlbefinden erheblich steigern. Sie hilft uns, im Moment präsent zu bleiben und unsere körperliche sowie geistige Gesundheit zu stärken. Daher ist das bewusste Atmen ein einfaches, aber kraftvolles Werkzeug, um mehr Balance und Lebensqualität in unseren Alltag zu bringen.


Infos über die physiologisch richtige Atmung findest du im Blog "Singen ist „tönender Atem“.

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