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Kosmische Rhythmen



Viele Menschen führen ein Tagebuch oder schreiben sich wichtige Ereignisse ihres Lebens in einen Jahreskalender. Wenn auch du dies tust, dann blicke zurück auf deine Wegbereiter.


Menschliche Frühkulturen nahmen die Zeit als Wiederkehr von Naturgeschehen wahr, als Gegensätze von Tag und Nacht oder Winter und Sommer. Oder sie prägte das Menschenleben von der Jugend zum Alter, von der Geburt bis zum Tod. Warum sollten sie die Zeit messen wollen oder gar in Kreisen, Punkten oder Linien abbilden? Ohne mathematische Vorbildung stellte sich niemand die Zeit als zyklisch oder linear vor.


Aus der Beobachtung des Schattens und seiner Vermessung im Raum, unterschiedlich zu jeder Tages- und Jahreszeit, sich wiederholend im Jahreskreis, begann der Mensch die Zeit einzuteilen. Einfache Schattenstäbe für Sonnenuhren sind bereits in der sumerischen Kultur um 3000 v. Chr. und in China ab 2400 v. Chr. zu finden. Die alten Ägypter unterteilten den Tag in zwei Zwölf-Stunden-Zeiträume und verwendeten große Obelisken, auf denen die Bewegung der Sonne verfolgt werden konnte.


Ein regelmäßiges Sechs- bzw. Zwölfeck war als Kreis mit Stöcken und Schnur am Boden leicht zu konstruieren. (Auch Kinder beginnen mit dem Zirkel so zu hantieren, dass sie die Zirkelöffnung sechs Mal am Kreis abtragen und so zu einer der einfachsten geometrischen Konstruktionen kommen.) Die Menschen waren aber lange vor der Erfindung von Papier und Schreibgeräten in der Lage, Geometrie zu betreiben. Das Ornament der Blume des Lebens, die auf der Zwölfer-Teilung des Kreises basiert, ist eine der ältesten bekannten Darstellungen dieser Grundstruktur.


Von der altgriechischen Kultur ist uns bekannt, dass rationale Verfahren entwickelt wurden, um die Zeit (mit ihren Ereignissen) in eindeutigen geometrischen und arithmetischen Zeichen zu fassen. Um 450 v. Chr. versuchte der „Vater der Geschichtsschreibung“ Herodot von Harlikarnass die Zeit der Perserkriege (eine Generation vor ihm) aufzuschreiben. Dafür verglich er grundverschiedene Zeitbegriffe und Geschichtsbilder miteinander, nämlich die Altertumskunde der Babylonier mit der der Ägypter. Anhand von wechselnden Amtsträgern und Herrschern, Feldzügen und Kriegen, Namen und Schicksalen versuchte er die Zeit „der drei Menschenalter“ vor und nach ihm aufzuschreiben. Herodot wusste, dass die Babylonier mit Sonnenuhren und Schattenstab ihren Tag in zwölf Stunden teilten. Bekannt war ihm auch, dass die Ägypter als erste die Länge des Jahres feststellten, es in zwölf Monate gliederten und mit astrologischer Sorgfalt Monat und Tag der Geburt errechneten.


Platon verwarf die historisch-politische Deutung Herodots und berichtete in seinem Dialog „Timaios“ um 360 v.Chr. vom athenischen Staatsmann Solon, der von einem ägyptischen Priester seine Vorfahren zusammentragen ließ und welcher aus den Tempelurkunden nachwies, dass Solons Vorfahren in Athen schon vor achttausend Jahren einen nahezu vollkommenen Staat begründet und den Überfall des mächtigen Atlantis auf die Völker des Mittelmeeres abgewehrt hatten.


Sein Zeitgenosse Aristoteles kritisierte die „Geschichtsschreiber“, vorweg Herodot. „Es würde mir nie einfallen, eine Ansammlung von Vorfällen nach Jahren oder Olympiazyklen mit Ziffern und Zahlen zu benennen.“ Anders bei der physikalischen Zeit. In seiner „Physik“ schrieb er: „Zeit ist die Zahl der Bewegung in Bezug auf das Frühere und Spätere.“ Allerdings stimmte er Platon darin zu, dass Sonne, Mond und Sterne endlos und regelmäßig kreisen, folgerte daraus aber bloß, dass solche Bewegungen am leichtesten für Menschen fasslich sind.


Neben der drei Entwürfen von Herodot, Platon und Aristoteles gab es noch „naturwüchsige“ Zeiteinteilung. Der jüdische Kalender war auf die Bedürfnisse der Hirten eingerichtet, der auf der wechselnden Gestalt des Mondes in seinen Phasen beruhte. Die ägyptische Zeiteinteilung orientierte sich an der Arbeit der Bauern, die sich nach dem Lauf der Sonne und den Jahreszeiten richtete.


Der Wechsel zwischen Tag und Nacht ist die auffälligste astronomische Gegebenheit. Da die Beobachtung von Mond und Sternen einfacher und schonender als die der Sonne ist, kam man über die Bogenminute zur Einteilung des Kreises in 360 Grad. Nun konnte die Zeit als Dauer zwischen zwei bestimmten astronomischen Konstellationen genau ermittelt und periodische Erscheinungen beobachtet und vorausgesagt werden. Später kam der Begriff Frequenz hinzu, der die Anzahl der Wiederholungen eines periodischen Phänomens innerhalb eines Zeitintervalls nennt.




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