Schon seit Urzeiten haben Menschen intuitiv gewusst, dass sie durch Übertragung bestimmter Zeichen, Formen, Farben und Symbole in der Lage waren, Informationen und Ordnungskriterien aus dem Universum aufzunehmen und damit außergewöhnliche Kräfte und Energien zu aktivieren. Dieses Wissen wird seit jeher in Form von Kriegsbemalung, Tätowierungen, Talismanen und Amuletten angewendet.
Das Bemalen des Körpers mit Tiersymbolen und das Aufbringen geometrischer Zeichen auf der Haut hat Tradition bei allen Völkern dieses Planeten. Sie dienten dem Jagd- oder Fruchtbarkeitszauber, religiösen Ritualen, signalisierte Stammeszugehörigkeit, wurde für Heilzwecke aufgemalt oder sollten böse Geister fernhalten. In manchen Erdteilen wird es bis in die Gegenwart erfolgreich praktiziert. Die Tattoos bei Südseevölkern, die Körperbemalungen bei den australischen Aborigines oder der Indianer Nordamerikas zeigen die Anwendung dieser Heilkunst bis heute.
Aber auch in Europa hat es ein Wissen um die Wirkung von Zeichen auf der Haut gegeben. Ein beeindruckendes und weltweit wohl einmaliges Zeugnis dafür ist die über 5000 Jahre alte Gletschermumie, die 1991 in den Ötztaler Alpen gefunden wurde. „Ötzi“ hatte insgesamt 47 Einzeltätowierungen aus Kohlestaub: parallele Linien im Lendenbereich, Streifen um den rechten Fußknöchel und eine Tätowierung in Form eines Kreuzes hinter dem rechten Knie.
Auch das „Bindi“, die rituelle Bemalung des dritten Auges auf der Stirn bei Hindus und Buddhisten, enthält viele Informationen: so könne man die Wirklichkeit hinter dem Schein erkennen, vor Menschen bewahrt werden, die nichts Gutes im Schilde führen und das den Träger/die Trägerin davor bewahren soll, selbst anderen Schaden zuzufügen. Diese rituelle Körperbemalung auf Henna-Basis kann bei Mumienfunden in Ägypten bis auf das Jahr 3000 v. Chr. nachgewiesen werden und existiert heute noch von Marokko bis Pakistan, von der Türkei bis Indien.
In der westlichen Welt haben Tattoos und Bodypainting seit Jahren Hochkonjunktur. Ausgehend von der Festlegung der Rangordnung in einer sozialen Gruppe, wie bei der japanischen Mafia, möchten sich Menschen oder rebellische Kulturen oder Gruppen von ihrer Umwelt abgrenzen. Die Verwendung von archaischer Körperbemalung zu Heilzwecken und der rituelle Hintergrund sind dabei verloren gegangen.
Bei Seefahrern werden Tattoos bereits seit vielen Jahrhunderten genutzt: der Anker, als Zeichen für die Hoffnung auf eine sichere Wiederkehr oder die Rose, die mit ihren Dornen das schwere Leben auf See symbolisiert. Das typische „Knastmotiv“, die unter das Auge tätowierte Träne, kennzeichnet oft einen Mörder oder auch jemanden, der einen Mitmenschen durch Mord verloren hat. Bekannte Trägerin war Amy Winehouse.
Das Verruchte eines Tattoos ist in vielen Fällen längst Geschichte. Vielmehr sind Tattoos in den letzten Jahren beliebt und normal geworden. Zurzeit sind es überwiegend modische Gründe, um etwas Bestimmtes auf der Haut festzuhalten oder die eigene Individualität zu unterstreichen und mit Botschaften wie „Ich bin cool“, „Ich bin sexy“, „Ich bin stark“ etc. Doch Vorsicht: Wer um die Kraft der Symbole weiß, sollte sich genau überlegen, welche Tätowierung er sich dauerhaft an welche Stelle anbringen lässt.
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