Biophysiker und Neuroinformatiker versuchen seit Jahrzehnten die Vorgänge im Gehirn abzubilden. Neuere Forschungen in der Neurologie beweisen, dass Symbole die Sprachgrundlage unseres Gehirns sind. Sie sind die kleinsten Einheiten des Denkens, aus denen sich die menschliche Intelligenz zusammensetzt. Unser Gehirn funktioniert dabei aber nicht wie ein Computer, der nur Symbole nebeneinandersetzt, sondern es verbindet sie – im Unterschied zur Künstlichen Intelligenz – auch mit Emotionen.
Dieses Denken in (gefühlsbeladenen) Bildern war bereits in der Antike bekannt. Um 500 v. Chr. erfand der griechische Rhetoriker Simonides von Keos (557 – 467 v. Chr.) die Mnemotechnik, eine Gedächtniskunst, bei der der Inhalt einer Rede in anschauliche Bilder umgewandelt wurde, die imaginär an verschiedenen Plätzen im Raum platziert wurden. Besonders erfolgreich war diese Methode vor allem deshalb, weil sich jeder Vortragende sein persönliches Symbolsystem erarbeiteten musste.
Diese mehr als 2000 Jahre alte Methode wird von Gedächtnissportlern auch heute noch erfolgreich angewendet. Auch der Guinnessbuch-Rekordhalter im Merken von Gegenständen Franz-Josef Schumeckers macht es so: wenn er sich größere Datenmengen merken möchte, verteilt er sie auf einer Route durch sein Haus und verbindet sie humorvoll (!) mit einzelnen Gegenständen. So kann er sich eine 2000stellige willkürliche Ziffernkombination fehlerfrei in 30 Minuten merken.
In den Geisteswissenschaften war es der Schweizer Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung (1875 – 1961), der die Symbolforschung aus der Ecke des Verstaubten und Antiquierten hervorholte, neu belebte und entschlüsselte. Als Schüler von Sigmund Freud ging er ebenfalls von Träumen als seelische Funktion der inneren Erlebniswelten aus, stieß aber in seinen Analysen – und auch über das Mandala-Malen seiner Patienten – auf wiederkehrende, kulturunabhängige bildliche Darstellungen und filterte ähnliche Grundmotive heraus.
Die „Archetypen“, wie er sie nannte, sind nach seiner Auffassung Energiekomplexe, die allen Menschen gemeinsam sind und zum „kollektiven Unterbewussten“ gehören. Diese „Urbilder der Seele“ können mit alltäglichen Symbolen hervorgerufen werden und sprechen eine tiefere Schicht der Psyche an.
Symbole fungieren als Vermittler zwischen den Welten, zwischen innen und außen, zwischen Körper und Seele, zwischen Traum und Wirklichkeit. Symbolhafte Träume in Bildern oder Metaphern vermitteln Botschaften, die heilende Wirkung haben können, wenn man sie zu dechiffrieren vermag. Sie vermitteln uns Gedankenimpulse, die wir dann in die Tat umsetzen können, wie es etwa der Erfinder Thomas Alva Edison oder der Nobelpreisträger Albert Einstein gemacht haben.
Auch die Dimensionen des Heilens werden immer feinstofflicher und gerade mit Symbolen kann man Ebenen berühren, die jenseits unserer fünf Sinne liegen: Man gelangt in Bereiche, in denen herkömmliche Therapien nichts mehr erreichen, weil sie nicht die Ursache des Krankheitsgeschehens berühren. Und die Bewusstseinsmedizin entwickelt sich ständig weiter, indem sie mehr Klarheit in den Zusammenhang zwischen inneren Bildern und körperlichen Symptomen bringt. Verschiedene Psychotherapien aber auch autogenes Training und Hypnose machen uns die Botschaften des Unbewussten zugänglich.
Ein Symbol ist mehrdeutig, wie schon der griechische Begriff symbolon – „Zusammengeworfenes“ sagt. Es verbindet viele verschiedenen Ebenen, durchdringt und verbindet Körper, Geist und Seele. Die Arbeit mit Zeichen und Symbolen als „Sprache der Seele und des Universums“ erreicht auch die mentale und spirituelle Dimension unseres Daseins. Doch sie müssen individuell erkannt, verstanden und gedeutet werden, denn jeder Mensch bringt seine eigenen Themen, Potentiale und seinen persönlichen Mix an wertvollen Erfahrungen mit.
Was für ein wunderbarer Artikel! Danke dafür!