Viele Naturfreunde kennen und erkennen einige Rufe der Vögel und können den dazugehörigen Vogel auch benennen. Zu den häufigsten Gartenvögel in unseren Breiten gehören Amsel, Rotkehlchen, Sperling, Blaumeise, Buchfink, Rotschwänzchen, Kohlmeise, Zaunkönig und Tauben. Ihren Gesang, der vor allem im Frühjahr sehr anregend ist, sind auf der mit viel Liebe gemachten Website gut hörbar: https://youtu.be/dh1lDRjjOcs
Dabei ist es sehr auffällig, dass die wenigsten Vögel singen, pfeifen oder rufen. Für ihre Laute gibt es präzise Bezeichnungen. Hier eine kleine Auswahl an Verben für die Lautäußerungen: murksen, schlagen, locken, gackern, kollern, knebbern, knarren, rätschen, meckern, schnalzen, kröpfeln, klappern, kötteern, bubbeln, krispeln, tschirpen, trällern.
Der gelehrte Ornithologe ist weit davon entfernt vom „Singen der Wachtel“ zu sprechen. Der männliche Stelzvogel zum Beispiel murkst üblicherweise, das hohe Pfeifen ist ein Liebesruf, das verliebte Weibchen lockt und gackert, wenn es Junge hat. Die Doppelschnepfe knebbert in der Balz, wiehert am Ende des Balzrufs und rätscht beim Abflug. Der Pirol zum Beispiel ist bekannt für seinen glasklaren melodischen Pfiff, den aber nur das Männchen beherrscht. Das Weibchen begnügt sich mit einem Krächzen – das übrigens auch der männliche Vogel ausstoßen kann, wenn er sich ärgert oder behaupten muss. Tauben zum Beispiel gurren nicht nur, sondern girren, kirren, schmirren, kutern, rucksen, rucken, treibucksen, kollern koldern, gurgeln, turteln, schnurren, ächzen, heulen, burren, kittern, prasseln und klatschen.
Viele der Singvögel verfügen sogar über mehrere Rufe/Gesänge/Schreie, die nach Geschlecht, Jahreszeit, Stimmung, Anlass, Ort und Wetter variieren können. Männchen kommunizieren lautstark, wenn sie eine Partnerin anlocken wollen und zur Markierung des Revieres. Das Weibchen erhält daraus Hinweise auf die Leistungsfähigkeit und den Gesundheitszustand des Bewerbers. Daneben gibt es auch noch Rufe zum Betteln, Locken, Warnen, Alarmieren und Balzen. Und die Benutzung dieser Äußerungen ist auch noch von Region zu Region unterschiedlich. In diesem Blog habe ich mich beschränkt auf die VOM KEHLKOPF hervorgebrachten Laute. Daneben gibt es auch noch Flug-, Flügel- und Schnabelgeräusche … 😉
Das Zwitschern der Singvögel ist im Vergleich zu anderen Vogelarten nicht angeboren, sondern muss im ersten Lebensjahr – von Artgenossen gehört – erlernt werden, wobei natürlich eine Prädisposition fürs Erlernen vorliegt. Wachsen männliche Singvögel isoliert auf, singen sie ebenfalls, jedoch mit deutlich veränderten Mustern. Die Jungvögel der Dachsammern lernen bereits im Alter von 10 bis 50 Tagen durch Prägung den Gesang ihrer Art – gewöhnlich vom Vater, also zu einem Zeitpunkt, an dem sie selbst noch gar nicht singen, was Peter R. Marler (1928 – 2014) in den 1960er Jahren nachwies.
Es ist noch nicht vollständig geklärt, warum manche Arten komplexer singen als andere. Ein Grund könnte ein ausgeprägtes Territorialverhalten sein, denn je gesangsbegabter ein Vogel ist, desto intensiver verteidigt er sein Revier. Amseln, Drosseln, Rotkehlchen und Nachtigallen verhalten sich „solistisch aggressiv“ gegenüber den einfachen strukturierten Gesängen von Haussperling und Mehlschwalbe, die eher gesellig und verträglich sind.
Zu den guten Sängern zählen die Finken, die vor dem Ersten Weltkrieg in Deutschland um bis zu 30 Mark pro Stück verkauft wurden. Vor Schallplatte und Radio hielt man sich diese kleinen Vögel, die darauf dressiert waren, ihren Gesang bis zu achthundert Mal zu wiederholen. Das hat zu einer fast wissenschaftlichen Klassifizierung der Phrasen, Strophen und Melodien der Finken geführt.
Auch heute noch gibt es in Asien und Südamerika Märkte, wo singende Vögel in Käfigen zum Kauf angeboten werden und gerne zur Unterhaltung im Haus gehalten werden. Manche Vögel singen in Gefangenschaft bis zur völligen Erschöpfung, wobei man (früher) davon ausging, dass sie dies aus Lebensfreude und zur Erbauung ihrer Umwelt tun.
In der Musik wurde das melodiöse Vogelgezwitscher gerne als Vorbild für Instrumente verwendet oder in Kompositionen imitiert. Wolfgang Amadeus Mozart soll für viele seiner Werke durch den Gesang seines Stars inspiriert worden zu sein. Im letzten Jahrhundert ließ sich der französische Komponist Olivier Messiaen (1908 – 1992) auf seinen Weltreisen vom Vogelgezwitscher für seine Klavier- und Orchesterwerke inspirieren.
Alle Gern- und Vielreisenden mögen in Zukunft doch bitte auf die unterschiedlichen Hahn-Akzente achten: im Englischen: cock-a-doodl-doo; im Französischen: cocorico; in Afrikaans: haan-a-doodle-doo; in Albanisch: kikeriki; in Bosnisch: kukurikanje; im Finnischen: kukkokiekuu; im Koreanischen: kokko; auf Spanisch: qui-qui-ri-qui; in Estland: kukk-kieunta; auf Isländisch: hani-a-dulla-doo; Japanisch: kokko; Lettisch: kikerigi; Litauisch: kakarieku; Niederländisch: kukuleku; Rumänisch: cucurigu; Slowakisch: kykyryky; Schwedisch: kukeliku; auf Chinesisch: 沃沃沃 wowowo.
Und für alle Liebhaber hier noch der vom Österreicher Ludwig Bechstein am Beginn des 19. Jahrhundert ausnotierte Gesang der Nachtigall:
Tiuu tiuu tiuu tiuu, spe tiu zqua,
tio tio tio tio tio tix, qutio qutio, qutio,
zquo zquo zquo zquo;
tzü tzü tzü tzü tzü tzü tzi, quorror tiu zqua pipiqui.
Zozozozozozozozozozozo Zirrhading!
Tsisisisisi tsisisisisisi. Zorre zorre zorre hi;
Tzatn tzatn tzatn zi, dlo dlo dlo dlo dlo dlo dlo Quio tr rrrrrrrrrrr itz.
Lü lü lü lü lü lü lü ly ly ly ly li li li.
Quio didl li lülyi; Ha gürr gürr quipio!
Qui qui qui qui qi qi qi qi gi gi gi;
Gollgollgollgollgoll gia hadaoi.
Quigi horr ha diadiadillsi!
Hezezezezezezezezezezezezezezezez quarrhozehoi;
Quia quia quia quia ti: Qi qi qi io io io ioioioio qi –
Lü ly li le lä la lö lo diol io quia,
higaigaigaigai giagaigi Quior ziozio pi.
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