Mit unserem Körper stellen wir uns der Welt dar: Haltung, Gestik, Mimik, Bewegung sind körperliche Eigenschaften, die uns für die Mitwelt wahrnehmbar machen. Der Körper nimmt aber auch alle Signale, Stimmungen und Gefühle anderer Menschen auf und reflektiert unser Erleben, Fühlen und Denken für den anderen nachvollziehbar. Im Körper, in unserer Haltung, unseren Bewegungen, unserem Gesichtsausdruck, lagert sich unsere Lebensgeschichte ab.
Alles, was wir erleben und fühlen, vermitteln wir den anderen über die Körpersprache und dies wiederum ganz wesentlich über die Stimme. Eine wesentliche Voraussetzung für eine klangvolle, tragfähige und belastbare Stimme ist ein gesunder und leistungsfähiger Organismus, der sich unterschiedlichen kommunikativen Bedürfnissen souverän anpassen kann.
Es ist die Art, wie wir sprechen, unsere Sprachmelodie (Prosodie), die Zuhörern Einblick in unsere Persönlichkeit gestattet. Diese besteht aus Modifikationen in der Tonhöhe, Klangfarbe, Dynamik, Rhythmik, Akzentuierung und Sprechpausen. Mithilfe der Betonungen lenkt der Redner die Aufmerksamkeit des Hörers auf jene Aspekte, die für ihn die wichtigsten sind. Eine prosodische Strukturierung des Inhalts, auch Duktus genannt, erleichtert es den Hörern, das gedankliche Konzept des Sprechenden zu erfassen. Gleichzeitig markiert der tiefe Ton der letzten betonten Silbe das Satzende.
Die natürliche Stimme bewegt sich bis zu einer Quint (5 Töne) um den persönlichen Grundton (Indifferenzlage), so entsteht Sprachmelodie. Männer nutzen in der Regel nur 2 bis 3 Töne. Dadurch klingen sie zwar monotoner, aber objektiv und informativ. Frauen verwenden meist alle 5 Töne und klingen dadurch melodiöser. Sie müssen deswegen mit weniger Kompetenzzuschreibung rechen bzw. als emotional/trivial eingestuft zu werden. Wer über gute prosodische Fähigkeiten verfügt, der wirkt auch leichter echt und authentisch auf andere. Denn die Prosodie, weniger der Redeinhalt, ist verantwortlich dafür, dass wir einem Menschen abnehmen, er sei authentisch, seine Rede sei genau das, was ihn auch innerlich bewegt.
Tiefe Stimmen empfinden wir als angenehmer und sympathischer, sie wirkt souverän und kompetent. Helle, piepsige oder gar schrille Stimmen werden als inkompetent, unsicher und unsachlich aufgefasst. Letztendlich macht die Attraktivität einer Stimme - neben Sprachmelodie und Tiefe - ihre Sprechgeschwindigkeit und Souveränität aus. Unattraktiv hingegen wirken auf beide Geschlechter zu langsames Sprechen und Verzögerungslaute wie „Äh“.
Die Stimme gestaltet mit ihrer Vielfalt an sprechmelodischen Möglichkeiten den atmosphärischen Raum zwischen den Menschen. Bei der sprachlichen Übermittlung von Inhalten kommt es nicht nur auf den Inhalt, sondern vor allem auf den Klang der Stimme an! Richtige Atmung und gesunde Körperhaltung verbessern nicht nur den Stimmklang, sondern auch Präsenz, Ausstrahlung und Intuition. Sprechen, Hören und Verstehen sind unauflöslich miteinander verknüpft.
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